Es war im April 2007, als mir mein damaliger Orthopäde riet, das Joggen sein zu lassen und zum Wohle meiner Gelenke mein Ausdauertraining auf Schwimmen und Radfahren zu beschränken.
Ich hatte gerade meine zweite Meniskus-Operation hinter mich gebracht und bekam nun die Nachricht, dass neben meinen Kniegelenken auch meine Hüftgelenke deutlich angeschliffen seien.
Ich war Mitte dreißig und konnte nicht glauben, dass es um meine Gelenke bereits so schlecht stand. Klar, ich hatte in meinem Leben viel Sport getrieben. Das erklärte aber nicht die Schmerzen und das Ausmaß meines Gelenkverschleißes der letzten Jahre.
Irgendwas war also schiefgelaufen. Doch was, das blieb mir zunächst ein Rätsel. Ich wusste nur eins: Mein Sportprogramm auf Schwimmen und Radfahren zu begrenzen, war für mich keine Perspektive. Ich pfiff also auf den Rat meines Knochendoktors und machte mich auf den Weg, meine Schmerzen in den Griff zu bekommen.
Zunächst versuchte ich es mit den klassischen Ansätzen. Als Sportwissenschaftler wusste ich ja, wie ein gezieltes Krafttraining helfen kann, die Gelenke zu entlasten. Außerdem begann ich mit Yoga und mit Übungen aus der Myoreflextherapie.
Und hier sind meine Mitstreiter!
Tatkräfitge Unterstützung auf Barfuss-Schuhe.Net erhalte ich übrigens von der besten Lebensgefährtin von allen, Steffi, unserem Sohn Jasper und dem Laufexperten Derik.
Steffi, die sich von meiner Begeisterung für Barfußschuhe hat anstecken lassen, schreibt von Zeit zu Zeit einen Testbericht, wenn sie sich mal wieder ein neues Paar besorgt hat. Sie ist vor allem deswegen von Barfußschuhen begeistert, weil sich durch Barfußschuhe ihre Probleme mit dem Fersenbein quasi erledigt haben!
Und Jasper ist unser Chef sobald es um das Thema Kinder-Barfußschuhe geht. Er testet für Barfuss-Schuhe.Net einzelne Modelle und berichtet mir in Jasperisch seine Eindrücke und Erfahrungen, die ich dann für die Nachwelt übersetze.
Last but not least: Derik – der Laufschuh- und Vivobarfoot-Experte bei Barfuss-Schuhe.Net. Der freiberufliche Sportwissenschaftler, Ernährungscoach und Trainer schreibt von Zeit zu Zeit ausführliche Testberichte. Vor allem die Barfußschuhe von Vivobarefoot haben es ihm dabei bisher angetan.
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Mit der Zeit zahlte sich mein Aktionismus auch aus, die Schmerzen gingen spürbar zurück. Aber ein richtiger Durchbruch stellte sich trotz aller Disziplin nicht ein. Speziell beim Joggen wollten die Schmerzen einfach nicht weggehen.
Der Zufall: Ein Interview mit Professor Potthast von der Sporthoschschule Köln
Der berühmte Zufall gab auch mir eines Tages den entscheidenden Hinweis. Ich führte damals ein Interview für das Gesundheitsportal Onmeda.de zum Thema Laufschuhe. Als Gesprächspartner konnte ich Professor Wolfgang Potthast von der Deutschen Sporthochschule Köln gewinnen. Professor Potthast zählt in Deutschland zu den führenden Biomechanik-Experten und forscht umfangreich zum Thema Laufschuhe.
Er erzählte mir zu Beginn, dass in der Laufschuh-Forschung eine Erkenntnis als gesichert gilt: Dämpfung und Pronationsstützen reduzieren trotz aller Versprechen der Laufschuhindustrie das Verletzungsrisiko von Läufern nicht. Im Gegenteil: „Eine zu starke Dämpfung und Kontrolle des Fußes durch einen entsprechenden Laufschuh kann sogar dazu führen, dass Muskeln, Bänder und Sehnen, die als natürliche Stoßdämpfer fungieren, unterfordert und in Folge dessen geschwächt werden.“ , so sein Fazit.
Darauf angesprochen, wie der Laufschuh-Trend der Zukunft aussehen würde, meinte er, dass der Trend sich ganz klar in Richtung Barfußschuhe bewege. Denn Barfußschuhe würden nachweislich die natürliche Laufbewegung fördern und sie nicht wie stark gedämpfte Laufschuhe hemmen. (Das vollständige Interview können Sie übrigens hier lesen).
Offengestanden wusste ich für den Moment überhaupt nicht, wovon der Mann sprach. Den Begriff Barfußschuhe hatte ich bislang noch nicht gehört. Gleichzeitig war mein Wissensdurst geweckt. Kurzum: Ich wollte genauer wissen, was hinter der ganzen Sache steckte und machte mich an die Informationsbeschaffung.
Eine Studie brachte mich auf den richtigen Weg
Am Ende meiner Recherche hatte ich den leisen Verdacht, dass ich vor allem an zwei Stellschrauben drehen musste, um meine Gelenkprobleme in den Griff zu bekommen: Ich brauchte neues Schuhwerk und musste meine Lauftechnik ändern.
Ausschlaggebend für diese Erkenntnis waren vor allem die Forschungsergebnisse des Harvard Professors Daniel Lieberman. In seiner bekanntesten Studie untersuchte er, welche Unterschiede Barfußläufer und Läufer mit gedämpften Laufschuhen in puncto Laufstil und Gelenkbelastung aufwiesen.
Seine Ergebnisse sorgten in der Welt der Biomechanik für einiges Aufsehen, weil sie sozusagen an den Grundfesten der Laufschuhindustrie rüttelten.
Denn entgegen aller Erwartungen zeigte sich, dass das Laufen in „normalen Laufschuhen“ mit einer signifikant höheren Gelenkbelastung einhergeht als das Barfußlaufen (teilweise bis um das Dreifache). Der Grund: Gedämpfte Laufschuhe beeinflussen in negativer Weise die Lauftechnik, denn sie verleiten zum sogenannten Fersenlauf, der wiederum mit einer wesentlich höheren Gelenkbelastung einhergeht.
Weitere Forschungsergebnisse zeigen, dass man nicht unbedingt Barfußlaufen muss, um die Gelenke zu schonen. Auch das Laufen in sogenannter Minimal Footwear (auf Deutsch: Minimalschuhe oder Barfußschuhe) geht in vielen Studien mit einer niedrigeren Gelenkbelastung einher, weil sie das wesentlich gesündere Laufen über den Vorfuß zulassen.
Meine Erfahrung mit Barfußschuhen
Ich kaufte mir also meine ersten Barfußschuhe und begann, beim Laufen bewusst auf meine Lauftechnik zu achten. Vereinfacht gesagt konzentrierte ich mich darauf, mit dem Vorfuß aufzutreten, kurze Schritte zu machen und eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen.
Außerdem führte ich zweimal die Woche ein gezieltes Fußtraining durch. Ich zog also komplett die Schuhe aus und trainierte barfuß meine Fußmuskeln.
Die ersten Erfolge zeigten sich nach circa sechs Wochen. Das Joggen fühlte sich wesentlich leichter und stabiler an. Beim Laufen hatte ich das Gefühl, dass die Kraftverteilung sich änderte.
Vorher musste ich viel Kraft aus den Oberschenkeln saugen, nun kam die Energie mehr aus den Füßen und Unterschenkeln. Nach dem Training fühlten sich die Beine nicht mehr so schwer an.
Und Sie werden es bereits ahnen: Auch meine Knieprobleme ließen von Woche zu Woche immer mehr nach. Nach weiteren sechs Wochen waren sie nahezu verschwunden.
Mein Fazit zu Barfußschuhen
Natürlich konnte ich trotz Barfußschuhen und Anpassung meiner Lauftechnik die Schmerzen nicht komplett aus meinem Leben verbannen. Dazu sind die Schäden in meinen Gelenken zu weit fortgeschritten.
Aber heute kann ich sagen, dass sie mich nicht mehr einschränken, sich nur noch gelegentlich melden und auch dank Barfußschuhen keine chronischen Begleiter mehr sind.
Alles in allem würde ich also sagen: Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und dem Wissen, welches ich mir im Laufe der Zeit angelesen habe, bin ich absolut überzeugt von den gesundheitlichen Vorteilen von Barfußschuhen.
Am Anfang brauchte ich zwar etwas Zeit, um mich an das Barfußgefühl in Schuhen zu gewöhnen. Heute genieße ich es dafür umso mehr. Ich mag das Gefühl, dass sich mein Füße und Zehen frei bewegen können und viel aktiver sind als in „normalen“ Schuhen.
In Barfußschuhen fühlt sich das Gehen einfach leichter und freier an. Außerdem spüre ich den Boden viel intensiver und bewusster.
Übrigens: Mittlerweile trage ich Barfußschuhe nicht mehr nur beim Sport, sondern auch oft in der Freizeit und nehme sie mit auf Reisen. Denn zum Glück gibt es aufgrund der hohen Nachfrage immer mehr Barfußschuhe, die in Sachen Design sich kaum noch von normalen Schuhen unterscheiden und die man auch wunderbar in der Freizeit tragen kann, ohne gleich aufzufallen.
Wichtige Info
Trotz meiner Begeisterung für Barfußschuhe bin ich kein Feind von „normalen“ Schuhen. Ich selbst ziehe auch heute noch Schuhe mit Dämpfung und steifen Sohlen an.
Ich sehe Barfußschuhe als eine Ergänzung in meinem Schuhschrank. Sie dienen mir als eine Art Kraftmaschine, die ich täglich nutze, um meine Fuß- und Beinmuskeln fit zu halten und damit etwas für meinen Körper zu tun.
Ich würde auch niemandem raten, von heute auf morgen komplett auf Barfußschuhe umzusteigen. Das wäre sogar kontraproduktiv. Muskeln, Sehnen, Knochen und Bänder brauchen viel Zeit, um sich an die neuen Belastungen zu gewöhnen, vor die uns Barfußschuhe stellen.
Damit sich Ihr Körper an die neuen Belastungen gewöhnen kann, lautet mein Rat: Gehen Sie es langsam mit ihren neuen Minimalschuhen an. In den ersten Wochen reichen anfangs schon ein paar Minuten, um die Muskeln zu trainieren. Sie werden merken, wie anstrengend es ist, sobald Sie mit Barfußschuhen loslegen.
Möchten Sie mehr über den richtigen Einstieg mit Barfußschuhen wissen? Dann lesen Sie diesen Artikel: Laufen mit Barfußschuhen: Tipps für Einsteiger